Wilhelm v. Humboldt

Vorreiter einer „Schule für alle“

Wilhelm von Humboldt vor der Humboldt-Universität in BerlinBereits vor 200 Jahren entwickelte Wilhelm von Humboldt (1767-1835) die Idee einer Schule, die wir jetzt verwirklichen: Er forderte ein neu gegliedertes Bildungssystem, das allen Schichten mehr Chancen des Bildungserwerbs sichern sollte und verwahrte sich gegenüber einer zu frühen Spezialisierung.

Wilhelm von Humboldt wurde im Februar 1809 Sektionschef für Kultus und Unterricht im preußischen Innenministerium in Berlin. In diesem Amt gelang es ihm, in nur 16 Monaten das Bildungswesen grundlegend zu reformieren. In seinem „Königsberger Schulplan“ plädierte er für ein Schulsystem, das jedem Kind die Chance zur Entfaltung seiner Menschlichkeit bietet. Humboldt betonte, dass man nicht lauter verschiedene Schularten benötigt, um die Kinder individuell zu fördern. Im Gegenteil: Damit Begabungen und Talente nicht unentdeckt bleiben oder gar verloren gehen, sollten die Kinder möglichst lange gemeinsam lernen. In seinem Schulgesetzentwurf erteilte Humboldt dem mehrgliedrigen Bildungssystem eine Absage und forderte ein einheitliches, allgemein bildendes Unterrichtswesen, bestehend aus drei aufeinander folgenden Stufen: Elementarschule, Gymnasium und Universität.

„Da die Bestimmung eines Kindes oft sehr lange unentschieden bleibt, so bringen sie den Nachteil hervor, dass leicht Verwechslungen vorgehen, der künftige Gelehrte zu lange in Mittelschulen, der künftige Handwerker zu lange in Gelehrtenschulen verweilt und daraus Verbildungen entstehen.“

Der Sohn eines preußischen Offiziers hat selbst nie eine öffentliche Schule von innen gesehen, sondern wurde von angesehenen Privatlehrern und Hofmeistern unterrichtet. Er hat gerade einmal vier Semester Rechtswissenschaften studiert und konnte sich mit den Universitäten nie wirklich anfreunden. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – entwickelte er ein neues, am Menschen orientiertes Schulwesen, das jedem Kind offen stehen sollte – ohne soziale, ständische oder ökonomische Schranken. Humboldts Forderung der Chancengleichheit war unter den damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen nicht realisierbar. Wir haben jetzt die Chance, von Humboldt zu lernen und sein Bildungskonzept mit Leben zu erfüllen. Wir schaffen eine Schule, die nicht frühzeitig aussortiert, in der jedes Kind willkommen ist. In dieser Schule findet jede Begabung ihren Platz, es ist eine Schule des individuellen Lernens, die Schülern für ihre individuelle Entwicklung Raum gibt.

Wir sehen in Wilhelm von Humboldt, der in seinem Schulgesetzentwurf von 1819 das Modell einer Einheitsschule forderte, den geistigen Vorreiter einer „Schule für alle“. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, als Gemeinschaftsschule seinen Namen zu tragen.